Hallo, mein Name ist Charlotta; Lotta, wie meine Freunde sagen würden. Ich bin 11 Jahre alt und ein, wie mein Vater immer gerne betont, ganz durchschnittliches Mädchen. Ich bin überhaupt nicht der Meinung, denn ich finde mich zu groß und vor allem habe ich unfassbar große Füße. In meiner Klasse bin ich mit meinen 1,73 m mit Abstand die Größte und habe Schuhgröße 41. Mara meint immer ich könnte ja mal Model werden, doch ich finde dazu fehlt mir das Gesicht. “Macht ja nichts”, sagt Mara dann immer, “ mit der richtigen Menge Schminke ist das total egal”. Nicht besonders tröstlich, oder ? Ansonsten habe ich lange, aalglatte Haare mit undefinierbarer Farbe. “ Straßenköterblond” meint Mara, aber meine Mutter sagt immer “das Braun der Erde, wenn sich die Sonne darauf spiegelt”. Also ich habe hellbraune Haare. Das einzige, worauf ich richtig stolz bin sind meine Augen, den sie funkeln in einem satten türkisgrün; Katzenaugen meinen alle und ob ich denn bei Nacht sehen könne.
Ich gehe in die 5.Klasse des Margarete-Sürbelfeld Gymnasiums. Gehe ich gerne in die Schule ? Eigentlich ja, denn ich weiß mein Zeugnis wird ganz ok, außer Mathe, da kämpf ich immer. Ich habe viele Freunde in meiner Klasse, aber meine ABFFI (allerbeste Freundin für immer) ist Mara. Ich kenne sie schon ewig. Kindergarten, Grundschule und jetzt Gymnasium alles haben wir gemeinsam durchgestanden. Es gibt kein Geheimnis von ihr, das ich nicht kenne. In der Schule nennen sie uns immer die ungleichen Schwestern, denn Mara ist das genaue Gegenteil von mir. Sie hat tiefschwarze Haare, ist mit ihren 1,58 zwei Köpfe kleiner als ich und da wo ich zu dünn bin, ist sie zu dick. “ Ich bin nicht zu dick” sagt sie immer “ ich bin untergroß”. Mara ist so ne Marke. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und klatscht allen die Wahrheit an den Kopf, ob sie die nun hören wollen, oder nicht. Ich finde das toll an ihr, denn mir fehlen oft die richtigen Worte und ich bin manchmal ganz schön schüchtern.
Wir wohnen in einem großen Holzhaus am See, das mein Vater selber gebaut hat. Die untere Etage unseres Hauses hat rundherum bodentiefe Fenster, ein altes braunes Ecksofa, auf dem nie einer sitzen will, weil es so unbequem ist. “ Da krieg ich immer furchtbare Kreuzschmerzen”, jammert meine Mutter, wenn sie dann mal länger als zehn Minuten darauf gesessen hat. Aber wenn ich dann freundlich darauf hinweise, dass man ja ein neues kaufen könnte, dann heißt es immer: “Nein, das ist doch noch so schön und überhaupt es ist doch nichts dran”. Also es bleibt, dieses unbequeme Altertum. Neben unserem Sofa, das schon das gesamte Wohnzimmer ausmacht, ist unsere offene Küche, mit der langgezogenen Theke, an der wir immer zusammen kochen. Ich bin meistens das Versuchskaninchen, denn meine Mutter muss immer neue Rezepte ausprobieren. Sie unterrichtet Kinder. Genauer gesagt bringt sie ihnen das Kochen bei und testet bei mir und Mara öfter, ob die Rezepte “kindgerecht” sind, meistens lecker, doch verschiedene Male ist es auch schon total daneben gegangen.
Wenn ich die Treppe nach oben hinaufsteige, dann sind oben drei Zimmer, einmal das Schlafzimmer meiner Eltern; ein überaus langweiliger Raum, weil nur ein Bett und ein Schrank drinsteht. Meine Mutter möchte weder einen Fernseher im Schlafzimmer, noch irgendwelche Dekorationen. “ das lenkt mich nur vom Schlafen ab” ist ihr Lieblingsspruch. Deshalb gibt es in diesem Schlafzimmer wirklich außer Bett und Schrank gar nichts, außer einer gemalten Efeu- Ranke rund um das Fenster.” die schützt meinen Schlaf“, sagt sie immer, wenn einer fragt. Dann wäre da noch das Arbeitszimmer meines Vaters. Auch ein bisschen einfach und überhaupt nicht stylisch. Ein Schreibtisch, sein Computer, elf Bildschirme ( ja, echt elf ) und das war es dann schon. Er hat so einen neuartigen Schreibtischstuhl, der wippt dauernd, ist furchtbar unbequem, aber Papa schwört drauf. Das dritte Zimmer auf dieser Etage ist meins. Ich liebe Schnörkel und Nippes. Natürlich habe ich ein großes Himmelbett, mit Vorhängen in den Farben des Regenbogens. Hier liege ich oft mit meinem Kuschelkissen und träume. Neben meinem Bett steht mein Schreibtisch, ein riesiges Ungetüm von meinem Opa aus einem fast schwarzen Holz. Ich hab schon viele Geheimfächer in ihm entdeckt. Leider war in diesen noch nie was drin. Auf meinem Schreibtisch herrscht immer das totale Chaos. Deshalb bin ich froh, das ich eine Fensterbank habe, die breit genug ist um darauf zu sitzen und zu arbeiten. Hier sitze ich oft in Kissen eingekuschelt und schau mir den See an, oder schau auf mein Handy. Die Wände meines Zimmers sind rosa, richtig kitschrosa, weil ich das als kleines Mädchen so haben wollte. Mittlerweile finde ich die Farbe absolut uncool und träume von Braun, oder einem tollen Cappuccino. Meine Mom ist aber der Meinung die Farbe wäre noch toll und würde so schön zum Bett passen. Es ist zum Haare raufen, aber Mama meint immer alles muss so bleiben, wie es ist. Unser Haus liegt auf dem Land ein ganzes Stück von der nächsten großen Stadt entfernt an einem großen grünen See und meine kleine Welt war völlig in Ordnung, bis, ja bis sich an diesem einen flimmernden Sommertag alles, aber wirklich alles änderte.
So, das war das erste Kapitel der kleinen Lotta. Wie gefällt es Dir? Möchtest Du mehr von Lotta erfahren? Schreib mir unten in die Kommentare, wenn Du wissen möchtest, wie es mit Lotta weitergeht.